Unsere kleine Feuerphysik

Auf wohl jeder Ofenmesse werden die Öfen mit großen Fensterscheiben zum Publikumsmagnet. Oft hört man, als Argument, dass das Feuer so besser zur Geltung komme. Und kaum ein Kaminofenhersteller kam dieser Bitte in letzter Zeit nicht nach.

Mit den Scheiben wuchsen auch die Öffnungen: Von einem Meter hohen Scheiben bis hin zu Halbkreis-Scheiben, die Öfen von überall her einsehbar machen.
Die Messe mag die Masse mit dieser optischen Aufrüstung wohl geködert haben, jedoch verstecken sich hinter diesen großen Türen häufig die Kehrseiten, die viele Kunden nicht sofort wahrnehmen. So merkt man oft erst beim Nachlegen der Scheite, dass doch ungewöhnlich viel Rauch aus dem Ofeninneren quillt, auch genannt: Das Prinzip des geringsten Widerstands. Wenn die Ofenöffnung vier- bis fünfmal so groß ist wie der Abzug, dann macht sich die Änderung des Luftdrucks im Ofeninneren im Zug des Kamins bemerkbar.

Es gibt aber auch andere Neuerungen, die den Schornsteinzug nicht unbedingt verbessern. Dazu gehören die neuen Emissionsverordnungen: Um die Abgasbelastung zu reduzieren, wird die Abluft im Kaminofen oft abgelenkt, gefiltert, verwirbelt und noch einmal verbrannt. All das gestaltet den Weg des Rauchs komplizierter. Aber wer will schon zum Schornstein hinaus, wenn man auch die immer größer werdende Tür nutzen kann?

Toller Ofen

Beispiel für eine verhältnismäßige Scheibe

Zudem ist der Luftanschluss der Öfen immer öfter hinten anstatt oben anzutreffen, das ist ja nichtmehr in Mode. Gerade Designer- oder Wandkamine machen Gebrauch von dieser Technik. Allerdings gilt auch hier: Was dem Auge schmeichelt, schmeichelt nicht gleichzeitig der Lunge. In einer der ersten Chemiestunden lernt man, dass warme Luft aufsteigt. Wo der Designer nicht aufgepasst hat, ist die Aufmerksamkeit des Käufers umso wichtiger: Ein rückwärtiger Rohranschluss blockiert den natürlichen Weg (nach oben) durch gekonnte Luftwirbel, die sich dann im Zug bemerkbar machen. Ist es notwendig, zu erwähnen, dass es dem Rauch nun eigentlich egal ist, ob er diese 90° vom natürlichen Weg nach vorne oder nach hinten abweicht? Besitzer von Designeröfen mit großen Türen und einem Anschluss von hinten wissen, wovon hier die Rede ist.

Wer sich also einen Kaminofen anschaffen will, sollte die physikalischen Gesetze im Hinterkopf behalten und sich Gedanken über das Rauchrohr machen. Je größer die Türöffnung, desto größer sollte auch der Durchmesser des Rohres sein. Allgemein kann man aber auch hier vom goldenen Mittelweg sprechen: Ein etwas größeres Rohr gleicht eine etwas größere Tür aus.


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